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Mein Frauenpiercing

Im Frühsommer diesen Jahres verspürte mein weibliches Ich Lust auf ein neues Piercing. Der Bauchnabel sollte es sein – etwas altmodisch zwar, aber typisch weiblich. Der Unterschied zu meinen früheren Piercings – es sollte mein erstes Piercing sein, das ich mir als Frau stechen lassen wollte.

Den Termin hatte ich für einen Dienstag Vormittag bei einem Studio in der nächsten Stadt vereinbart. Damit wollte ich vermeiden das ich von Bekannten oder Kollegen gesehen werde, die nichts von meinem weiblichen Ich wissen.

Bereits in den Vorwochen legte ich mir neues Outfit und neuen Schmuck zu. Am Montag vor dem großen Termin lies ich mir von einer guten Freundin die Nägel machen – lang und dunkelrot mit silbernen Verzierungen und kleinen funkelnden Steinen.

Die Nacht auf Dienstag konnte ich kaum schlafen. Also war ich früh auf und hatte genug Zeit mich fertig zu machen. Ich wählte ein blaues Top, einen langen weißen Rock mit Knitteroptik, dazu weiße Wedges mit bequemen Absätzen bei denen man meine rot lackierten Zehennägel sehen konnte. Dazu ein dezentes Makeup. Ich legte meine größten Ohrhänger an, die anderen Ohrlöcher und die Nasenpiercings füllte ich mit Steckern mit funkelnden weißen Steinen, die größeren waren als ich sie sonst immer trage. Komplettiert wurde mein Outfit mit 2 Armreifen, Armkettchen, mehreren Fingerringen, 2 Fußkettchen und einer weißen Handtasche.

Im Studio angekommen war ich überpünktlich. Während ich wartete fühlte ich zwar die Blicke der anderen Anwesenden, allerdings waren diese eher interessiert als verachtend. Ich denke meine vielen Ohrstecker und die beidseitigen Nasenpiercings sieht man dort auch nicht jeden Tag. Als ich dem Piercer dann meinen Wunsch nannte fragte dieser nach dem Schmuck. Ein gebogener Stecker sollte es sein, die Kugeln mit Steinen. „Die Steine in Pink, so wie es Mode ist und wie es alle wollen?. Ein Tussipiercing?“ fragte er mich. Ich wollte zwar eine Frau sein, aber eine Tussi? Nein danke! Ich entschied mich für weiße Steine in beiden Kugeln.

Das Piercen selbst war vergleichsweise unspektakulär und schnell vorüber. Obwohl das Piercing abgeklebt und verdeckt war, fühlte ich mich erleichtert und stolz als ich das Studio verlies. Ich hatte mein Bauchnabelpiercing – kein „Tussipiercing“ sondern ein „Frauenpiercing“.

Einige Wochen später kaufte ich mir ein Navelshield, das an der größeren Kugel befestigt wird und dabei den Bauchnabel verdeckt. Das Piercing ist ein besonderes Schmuckstück, welches ich immer tragen kann, weil es im Alltag immer verdeckt ist. Es ist ein weiteres kleines frauliches Geheimnis.

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