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Vier Klischees Transvestiten betreffend

1. Transvestiten verkleiden sich als Frauen

Ganz und gar falsch! Kein/e Transgender verkleidet sich. Bitte diesen Satz auswendig lernen, wenn man mit Trans-Menschen aller Spielarten gut auskommen möchte! Schauspieler, Travestiekünstler oder Faschingsnarren verkleiden sich. Wie sind aber keine Narren oder Närrinnen! Eine Tivi ist eine Frau, zumindest innen drinnen, ein klein wenig, aber doch! Man kann sie sich als einen Trans-Menschen vorstellen, der das Punktelimit für die Qualifikation als Transsexuelle knapp verpasst hat. Aber der Wunsch, in die Frauenrolle zu schlüpfen, ist ausgeprägt und ständig präsent. Ich bin mir stets bewusst, dass ich auch Tanja bin. Und von Zeit zu Zeit muss die Tivi diese Seite ihrer Persönlichkeit nach außen kehren, zum Ausdruck bringen. Dies geschieht mit Hilfe von Kleidung, Perücken und Make-up. Tivis gehen dabei unterschiedlich weit (permanente Bart- und Körperhaarentfernung wäre so ein Thema), manche bewegen sich damit auch auf ein abschließendes Coming-Out als Transsexuelle zu. Aber Verkleiden, nein, das ist es nie und nimmer!

2. Transvestiten, das sind doch diese aufgedonnerten "Tunten"

Kompletter Schmafu! Zunächst: keine Tivi hört das Wort "Tunte" (abwertend für einen femininen, meist schwulen Mann) gern, außer es wird innerhalb der queeren Community selbstironisch gebraucht ("Tuntenball"). Dann gibt es da dieses verhängnisvolle Klischeebild von der Drag-Queen, der Tivi mit Hang zu extrem femininer Kleidung, zu Bühnenkostümen, grellem Make-up, Fetisch-Klamotten und showmäßigen Auftritten, die um jeden Preis auffallen möchte. Die gibt's wohl hauptsächlich dort, wo sie daheim ist, auf der Showbühne nämlich. Gut, ich geb's zu, eine kleine Rampensau steckt in uns allen - oder jedenfalls fast allen. Ja, es gibt Fotos von Tanja in Corsage, durchsichtiger Bluse, roten Netzstrümpfen und kurz-engem Wickelrock auf Plateausandalen mit 14 cm-Absätzen, schuldig im Sinne der Anklage! Aber das ist nur eine Seite meiner weiblichen Seite, die verrückte, erotisch-abenteuerlustige. Aber es gibt eben auch die Theatergeherin, die Museums- und Ausstellungsbesucherin, die Hausfrau, die beim Billa einkauft, die Autofahrerin, die Zugreisende, den Hotelgast, die Spaziergängerin, die Kaffeehaussitzerin und Verwandtenbesucherin. Es gab sogar im vorigen Sommer zweimal die FKK-Strandbadbesucherin. Und am liebsten hätte ich auch ab und zu Tanja, die Büroangestellte im eleganten Business-Kostüm. Doch davon habe ich meine Vorgesetzten noch nicht überzeugen können. Wie die meisten Tivis besitze ich Kleidung und Accessoires für viele Anlässe. Transvestiten mit wirklich gutem Passing fallen nämlich nicht auf, möchten es auch gar nicht, möchten also im Alltag und in der Freizeit meistens keine Drag-Queen sein. Und das "skandalöse" Drag-Queen-Klischeebild kann (Stichwort: Coming-Out am Arbeitsplatz) sogar hinderlich sein.

3. Alle Transvestiten sind schwul

Mehrheitlich Unfug! Von den sechs Trans-Menschen, die ich näher kenne, sind drei verheiratet oder leben in einer festen Beziehung mit einer Frau (wenn man mich dazuzählt, sind es vier). Ein Mythos, ein scheinbar unausrottbares Klischee, verbreitet von der einen oder anderen Filmkomödie à la "Cage aux Folles". Es gibt meines Wissens keine aussagekräftige Statistik, daher meine ganz persönliche Daumenpeilung zur sexuellen Orientierung von Transvestiten: 75 % der Tivis deklarieren sich selbst als bisexuell, 15 % als heterosexuell und 10 % als homosexuell. Der Anteil der schwulen Bio-Männer unter den Transvestiten dürfte also nicht signifikant höher sein als unter der Gesamtbevölkerung (Angaben in der Bandbreite von 2,5 bis 10 %). Von den Bi-Tivis würden meiner Schätzung nach zwei Drittel die Frage "Präferenz Mann oder Frau?" mit "Frau" beantworten, also mehrheitlich Sex mit Frauen haben oder diesen regelmäßig für genussvoller und befriedigender halten. Was am Klischee stimmt, ist die Tatsache, dass das Auftreten als Frau es naturgemäß etwas leichter macht, außerhalb der engeren Schwulenszene erotischen Kontakt zu Männern zu finden. Viel mehr ist aber nicht dahinter.

4. Transvestiten machen es doch nur um des sexuellen Kicks wegen

Teilweise richtig. Es gibt die Spielart des "fetischistischen" Transvestiten. Solche Schwestern tragen Frauenkleider, insbesondere Dessous, vor allem, um sich sexuell zu erregen. Für sie gehört ein Dress-up zu einem erotischen Ritual oder zu einem Rollenspiel im Schlafzimmer. Und, ja, ein wenig fühlen, so glaube ich jedenfalls, alle Tivis diesen Kick. Es ist berauschend, erotisierend, sich zu verwandeln, andere Stoffe auf der Haut zu spüren, Damenparfüm zu tragen oder sich auf High Heels zu bewegen. Die Grenze ziehe ich dort, wo es darum geht, sich selbst und die Gesellschaft mit der Frau-in-dir zu konfrontieren. Die fetischistische Tivi braucht den Kick, dann einen Orgasmus, und dann können die Objekte der Verehrung und Erregung wieder weggepackt werden. Viele Fetischistinnen bleiben daher "Kastentransen". Die "F-64.1-Tivi"[1] aber möchte gesehen werden, sich als Frau unter Menschen mischen, die Reaktion der Umwelt auf das weibliche Selbst erfahren, das eigene Passing austesten und eventuell verbessern. Ich kann mich noch an meinen ersten Opernbesuch als Tanja vor gut einem Jahr erinnern. Das war das vorerst letzte Mal in meinem Leben als Trans-Mensch, dass mein Herz so richtig bis zum Hals geklopft hat! Als bunter, vielleicht sogar "schräger" Vogel in einer Loge unter all den "seriösen", bürgerlichen, festlich gekleideten Leuten zu sitzen. Es war aufregend, es war ein voller Erfolg (bisher zweimal wiederholt), aber keineswegs nur ein sexueller Kick.

Tanja Werdenberg


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[1] Die Bezeichnung und Beschreibung des Phänomens im Diagnoseschlüssel ICD-10 der WHO lautet:

"F64.1 Transvestitismus unter Beibehaltung beider Geschlechtsrollen

Tragen gegengeschlechtlicher Kleidung, um die zeitweilige Erfahrung der Zugehörigkeit zum anderen Geschlecht zu erleben. Der Wunsch nach dauerhafter Geschlechtsumwandlung oder chirurgischer Korrektur besteht nicht; der Kleiderwechsel ist nicht von sexueller Erregung begleitet."


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